Mittwoch, 9. Dezember 2015

Rundumschlag

Gute politische Antworten liegen in der Regel in der Mitte. Doch wo ist die Mitte? Merkel ist als Kanzlerin per se in der Rolle, diese Mitte zu suchen und zu halten, um an der Macht bleiben zu können. Bisher hat sie es immer verstanden, diese Mitte zu halten sowohl in der Euro-Frage, bei der Abwendung von der Atomkraft, bei der Abschaffung der Wehrpflicht, bei der Mietpreisbremse oder beim Mindestlohn. Aus meiner Sicht hätte es im Bereich Eurokrise für Europa eine bessere politische Antwort gegeben, die Ergänzung des Euro um nationale Parallelwährungen in einigen süd- und nordeuropäischen Ländern, aber offensichtlich war dafür nicht genügend Mut vorhanden bzw. die derzeitige Lösung immer noch akzeptabel genug. Persönliche Präferenzen spielten für Merkel nur eine untergeordnete Rolle. Aktuell bekennt sie sich zu einer Einwanderungspolitik ohne Obergrenze in Übereinstimmung mit SPD und Grünen und versucht innerparteiliche Opposition durch kleinere Zugeständnisse zu integrieren. Wie schon beim Euro nimmt Merkel in Kauf, daß sich dadurch mit der AfD eine Partei rechts von CDU/CSU etabliert. Mittelfristig ist Deutschland damit wahrscheinlich auf SPD/CDU/CSU-Regierungen festgelegt.

Gute politische Antworten liegen zwar in der Mitte, um diese bestimmen zu können, bedarf es aber eines öffentlichen Diskurses, bei dem alle Seiten zu Wort kommen. In den USA nimmt Trump zur Zeit dezidiert provokante Gegenpositionen zu Obama ein und überflügelt damit seine innerparteilichen republikanischen Konkurrenten. Das heißt, die Amerikaner wollen diesen offenen Diskurs, der teilweise beleidigend ist lieber als einen eingehegten politisch-korrekten Diskurs. Ich halte es für wahrscheinlich, daß im Endeffekt Hillary Clinton gewählt werden wird, weil ihre Politik mehrheitsfähiger sein wird, auch weil der Anteil der hispanischen Einwanderer das frühere Pari zwischen Republikanern und Demokraten zu den Demokraten verschoben hat, aber auch kritische Töne waren damit Teil der öffentlichen Meinungsbildung. Daß jemand wie Trump mit so provokanten, teilweise sexistischen und ausländerfeindlichen Äußerungen soviel Zustimmung erfährt, ist ein Zeichen dafür, daß andere Kandidaten zu sehr davor zurückgeschreckt sind, auch strittige Themen in ihrer ganzen Komplexität aufzugreifen.

Auch in Deutschland und in Europa insgesamt ist unsere Diskursfähigkeit teilweise schwach. Dies zeigt sich an der Schwierigkeit, die viele damit haben, Parteien wie die AfD, den Front National oder auch Bewegungen wie Pegida als Teil des öffentlichen Diskurses zu akzeptieren. Es wird oft damit gearbeitet, nicht auf der Sachebene zu diskutieren, sondern die Personen mit der Nazikeule anzugreifen (aktuelle Beispiele Holger Zastrow in der FAZ http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-die-neue-voelkische-bewegung-13937439.html und nachgelegt von Friederike Haupt http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/rechtsextremismus/alternative-fuer-deutschland-die-voelkische-bewegung-stellt-sich-vor-13950691.html oder Jakob Augstein im Spiegel http://www.spiegel.de/politik/deutschland/rechtes-denken-in-europa-die-voelkische-revolution-kolumne-a-1066432.html# ), von gewaltbereiten linksradikalen und antidemokratischen Aktivisten wie der Antifa ganz abgesehen. Dadurch entsteht natürlich das genaue Gegenteil dessen was beabsichtigt wird: Immer mehr Menschen erkennen, dass in der Sache der Diskurs einseitig wird und ergreifen Partei für die Positionen, die nicht ausreichend vorkommen. Aktuell erhalten Bewegungen, Parteien und Medien, die konservative Werte vertreten, deshalb europaweit Zulauf.

Wo könnte denn in der Einwanderungsfrage die politisch sinnvolle Antwort in der Mitte liegen, die sich als Mitte eines Diskurses versteht, der sowohl einwanderungsfreundliche als auch einwanderungskritische Positionen als Teil des Diskurses zulässt?

Und vor allem wo liegt diese politische mittige Antwort nicht nur für Deutschland sondern für Europa als Ganzes?

Mein Vorschlag dazu lautet wie folgt:

Die Integration von Millionen Migranten aus in weiten Teilen patriachalen, autoritären, vormodernen Gesellschaften stellt eine riesige Herausforderung für Europa dar. Wir können und wir werden das schaffen, weil die Werte der Aufklärung die bessere Basis ist um zusammenzuleben und diese selbst in der Auseinandersetzung mit autoritären vormodernen Weltanschaungen hervorgegangen ist. Die Antworten der Aufklärung werden sich als die  besseren Antworten langfristig global durchsetzen. Aber es wird sehr anstrengend und mit vielen Rückschlägen verbunden sein. Gewalt von radikalen Ausländerfeinden wird genauso wenig 100%ig vermeidbar sein wie Gewalt von islamischen Fundamentalisten und Europa die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte begleiten. Ein Rückgang dieser Gewalt wird nur dann gelingen, wenn wir aktiv für unsere Werte eintreten, falls diese verletzt oder mißachtet werden. Dabei wird Zivilcourage von Menschen abverlangt werden, die nicht so gut gebildet sind und in sozial schwachen Verhältnissen leben. Es wird immer wieder Auswüchse von Parallelgesellschaften geben und Wohngebiete geben, die drohen zu no-go-areas zu werden, Jeder, der sich davon überfordert fühlt, und sich lieber abschotten will, hat mein Verständnis. Jeder, der diese Aufgabe kleinredet oder für eine Selbstverständlichkeit hält, redet naiven Stuss. Auch Parteien, die sich für Abschottung einsetzen, sind Stimmen im demokratischen Diskurs, die es zu respektieren gilt. Dennoch ist es richtig, diesen Weg der Integration zu gehen. Die Welt wächst zusammen. Langfristig werden wir alle davon profitieren. Alle Kulturen sind grundsätzlich anschlussfähig an Demokratie und Aufklärung, weil diese Anschlußfähigkeit nicht nur in jedem Menschen angelegt ist, sondern seinem Potential weit besser entspricht als Rückständigkeit, Gewalt und Intoleranz. Bei manchen Denkgebäuden wie dem Islam muss noch viel auf der Strecke bleiben, bis er zu unserer offenen pluralistischen demokratischen Gesellschaft passt, zum Beispiel die sakrosankte Stellung von Mohamed und dem Koran und der Anspruch des Islam seit seiner Entstehung unter Mohamed eine Gesellschaft politisch zu prägen statt als eine Stimme unter vielen zu wirken und grundsätzlich die Trennung von Staat und Religion zu akzeptieren. 

Dienstag, 10. November 2015

In einem Finger treffen sich Zen-Buddhismus, Juden- und Christentum

Heute passierte mir etwas Erstaunliches.

Ich habe mich seit einiger Zeit mit dem Thema Beten beschäftigt und neben selbst geschriebenen Texten mich auch eines Satzes aus dem "Vater Unser" angenommen, mit dem ich bisher wenig anfangen konnte: "Deine Name werde geheiligt". Ich fand es 1. unlogisch, anzunehmen, daß die Schöpferin allen Seins darauf wert legt, daß ich Sie heilige, 2. fand ich Namen etwas Äußerliches und vergleichsweise Unwichtiges und 3. kenne ich gar keinen besonderen Namen für Gott, der sich mir zu "Heiligen" aufdrängt. Gab es 4. bei den Juden nicht sogar eine Tradition den Namen Gottes nicht auszusprechen, um ihn nicht zu entheiligen? Alles sehr merkwürdig. Es kam hinzu, daß ein liberaler Rabbi mir berichtete, daß er mit einem katholischen Priester gerade an einem Buch über das Vater Unser schrieb, da es viele Gemeinsamkeiten dabei gäbe, da auch andere jüdische Rabbis zu Jesu Zeit für ihre Schüler ähnliche Gebete zusammengestellt hätten. Ich hatte zwar selber viele Gemeinsamkeiten zwischen liberalem Judentum, dem historischen Jesus und meiner eigenen spirituellen Intuiton festgestellt, aber dieser Satz widersprach meiner eigenen Intuiton.

Als ich deshalb dem Satz "Dein Name werde geheiligt" im Internet nachspürte, sties ich auf eine Predigt von Horst Kannemann über diesen Satz, die mich sehr erschütterte. http://www.ref-kirchengeschichte.de/2267-0-84-9.html Er bezieht sich dabei auf eine Massenerschießung von Juden in der Ukraine durch die SS, über die ein Zeitzeuge bei den Nürnburger Prozessen aussagte. Ein jüdischer Vater, der zusammen mit seinem Sohn vor dem offenen Massengrab steht, versucht, beider Tod unmittelbar vor Augen, seinen Sohn zu trösten und ihm zu helfen, indem er mit dem gestreckten Zeigefinger zum Himmel weist. Für Kannemann war dies das gelebte Gebet des Satzes "Dein Name werde geheiligt". Der jüdische Vater hilft seinem Sohn, indem er auf die göttliche Wirklichkeit hinweist, die stärker als Leid und Tod ist, und in der er und sein Sohn sicher bleiben. "Dein Name werde geheiligt" ist damit kein Gebet, um Gott zu gefallen oder ihm den gebührenden Respekt zu erweisen, eine eher unangenehme religiöse Pflicht zu erfüllen, sondern ist ein Bekenntnis, das weit in die Welt wirkt: Es tröstet wahrscheinlich den Sohn und gibt ihm Kraft, die nächsten Schritte mit mehr Seelenfrieden zu gehen bis er und sein Vater in Kürze im göttlichen Frieden vereint sind. Es hilft vielleicht auch einigen anderen Juden, die den selben Weg gehen, es mag auch einigen SS-Schergen in Erinnerung bleiben und vielleicht einen Weg zur Reue zeigen, wenn sie sich später mit ihren Greueltaten konfrontiert sehen. Und es wirkt weit in die Welt hinein zu Menschen, die die Geschichte lesen oder hören und die etwas in ihnen anstösst. Es kann uns Menschen heute helfen, die wir uns fragen wie nach solchen ungerechten Grausamkeiten wir überhaupt noch weiterleben können: Indem wir uns ebenfalls hier auf der Erde in diese überirdische Wirklichkeit begeben, auf die der Zeigefinger diesen jüdischen Mannes hinweist.

Wie überrascht war ich, als mir wenige Tage später die gleiche Geste in einem Gespräch von Eckhart Tolle mit Wayne W. Dyer "The importance of being extraordinary" begegnete. Dem Hinweis von Tolle geht zunächst eine Bemerkung von Dyer voraus. Dieser zitiert die Dichterin Mary Oliver, die auf die Frage, was das Geheimnis eines erleuchteten Lebens sei, geantwortet habe: 1. pay attention (sei aufmerksam), 2. be astonished (erlaube Dir zu staunen) und 3. tell other people (erzähle anderen davon). Dyer und Tolle setzen Aufmerksamkeit dann mit Achtsamkeit gleich und Tolle erzählt von einem japanischen Zen-Lehrer, dessen einzige Lehre darin bestanden habe, dass er, wenn man ihn fragte, was Zen sei, den Zeigefinger hob und den Fragesteller anschaute. Tolle tat es ihm in dem Gespräch gleich und sagt, das ist die Bedeutung von Zen. Es gehe dabei um Präsenz, das sei die ganze Lehre. Intuitiv habe ich gespürt, dass die Geste EINE Bedeutung hat, die Präsenz im hier und jetzt, die Zen bewusst machen will, ist eine andere Persepektive auf die gleiche Präsenz, auf die der Jude kurz vor seinem Sterben hinweist, indem er auf die Präsenz Gottes hinweist. Auch diese ist "hier", hier im das Irdische transzendierenden Sinne. Derjenige, der die Geste vollzieht, ist Teil dieses "hier", manifestiert damit die göttliche Präsenz auch im Irdischen hier, holt sie quasi herüber bzw. macht sie sichtbar. Ganz praktisch macht ein nach oben gehaltener Zeigefinger beides, er fokussiert auf das hier und jetzt in einer deutlichen weil einfachen Form und er weist in eine Richtung, über die irdische Welt hinaus. So vereint er beide Aspekte.








Donnerstag, 30. Juli 2015

Eurozone practising clientelism with Greece

Corruption and clientelism http://liberalundkooperativ.blogspot.de/2015/07/klientelismus-als-grundprinzip-der.html are rightly seen as very detrimental for successful modern societies. The sociologist Rainer Lepsius explained clientelism as dominating a society if the question "What can you do well and contribute? is replaced by the question "To whom do you belong?" It looks like Greece as a country suffering from clientelism since centuries has adopted just this client-patron-relationship with the Eurozone when its government and parliament accepted the austerity measures and further credits and backing of the path of Grexit which would have meant more risk but also more chances to develop own strengths. The Eurozone dominated by the principle to stay together "at any price" independent of economic reasoning and current rules & treaties thus has adopted the role of patron.

Clientelism practiced by Eurozone institutions is the last thing we should accept on our way to further develop a modern European society.

Klientelismus als Grundprinzip der Eurozone

Alle wettern zurecht gegen Korruption und  Klientelismus https://de.wikipedia.org/wiki/Klientelismus. Der Soziologe Rainer Lepsius https://de.wikipedia.org/wiki/M._Rainer_Lepsius hat Klientelismus so veranschaulicht, daß in einer Gesellschaft, die davon geprägt ist, die Grundfrage nicht lautet "Was kannst Du?" sondern "Zu wem gehörst Du? Zu Griechenland als am Klientelismus leidendenes Land http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/griechenland-fessel-klientelismus-11865503.html kann man die aktuelle Entscheidung der griechischen Regierung und des Parlamentes, die Sparauflagen zu akzeptieren, weitere Hilfsgelder anzunehmen und nicht den Schritt zum Grexit und der Selbstverantwortlichkeit zu wagen interpretieren als das Einnehmen der Klient-Beziehung zum Patron EU in seinen Institutionen Kommission, Europäischer Rat und EZB. Auch die Eurozone hat mit dem Primat des Zusammenbleibens koste es was es wolle die Rolle des Patrons angenommen. Das Gegenstück einer vom Klientelismus geprägten Gesellschaft ist die Leistungsgesellschaft, auf deren Grundprinzipien, insbesondere der individuellen Freiheit, der Erfolg westlicher Gesellschaften beruht.
 
Klientelismus als Grundprinzip der Eurozone ist das letzte was wir politisch anstreben sollten.
 

Samstag, 18. Juli 2015

Schwarmintelligenz zum Grexit

Die Leserkommentare der BBC haben zur aktuellen Entwicklung in Griechenland
folgendes Leser-Statement am höchsten bewertet (zur Stellungnahme von Varoufakis, daß der Bailout nicht funktionieren wird http://www.bbc.com/news/world-europe-33578778):

"Why is it everyone except euro politicians can see this is merely prolonging the inevitable? Greece should take the Grexit option, short term pain but more to gain later.
What we have now is eurozone countries, especially France and Germany, determined to make a failed political experiment work at any cost and to the detriment of smaller EU countries.The euro as a currency has failed,end of story"

http://www.bbc.com/news/world-europe-33578778

Die Seite ist mit Sicherheit nicht von AFD-Sympathisanten oder deutschen Nationalisten dominiert.

Ökonomisch nennt sich die kurzfristige Verschlechterung nach einer starken Währungsabwertung und die mittelfristige Verbesserung der Handelsbilanz und des Wohlstandes eines Landes J-Curve Effekt, der sich lt. Wikipedia empirisch belegen lässt https://de.wikipedia.org/wiki/J-Kurve .

Warum setzt sich die Vernunft nicht durch?

Sicher gibt es geopolitische Aspekte, Griechenland zum Beispiel aus Sicht der USA in der Eurozone zu halten.

Vor allem sehe ich aber psychologische Effekte: eine ganze Politikergeneration in den großen Parteien in Frankreich und Deutschland (SPD, CDU/CSU, Grüne, FDP) und europaweit müssten ihren Wählern eingestehen, einen riesigen Fehler gemacht zu haben und wider besseres Wissen Jahre daran festgehalten zu haben und eine ganze Generation in Südeuropa durch die verursachte strukturell hohe Arbeitslosigkeit massiv geschadet zu haben. Die FDP, aus dem Bundestag ausgeschieden, hat nichts mehr zu verlieren und ist mittlerweile für den Grexit http://www.zeit.de/news/2015-07/11/eu-fdp-chef-lindner-grexit-statt-hilfspaket-11082208, ebenso Politiker als allen Parteien, die ihre Karriere hinter sich haben und nichts mehr zu verlieren haben wie Lamers (CDU) http://www.focus.de/politik/deutschland/abstimmung-zu-griechen-hilfen-diese-65-unions-abgeordneten-verweigerten-merkel-die-gefolgschaft_id_4822736.html, Lafontaine (Die Linke) und Steinbrück (SPD). Für die Piraten war das Thema offensichtlich eine Nummer zu groß, obwohl die gefundenen programmatischen Antworten in die richtige Richtung gingen und besser waren als die der etablierten Parteien.

Freitag, 30. Januar 2015

zu den Gewinnmöglichkeiten, falls die Dänische Krone ihre Bindung an den Euro verliert

Nach meiner Einschätzung bestehen in der aktuellen Situation sehr große Gewinnmöglichkeiten, um von einer möglichen Freigabe der Dänischen Krone gegenüber dem Euro zu profitieren.

Diese Berechnung ist völlig ohne Gewähr und ersetzt in keiner Weise die Notwendigkeit selbst zu recherchieren und zu einer eigenverantwortlichen Meinung über die Situation zu kommen und Spekulationsentscheidungen selbst zu treffen und zu verantworten.

Ich bin bereits in der Art und Weise investiert, wie ich dies im Folgenden darstelle, und profitiere davon, wenn andere es mir gleichtun, da dann der entsprechende Druck im Markt größer wird.

Begründung:

Nach der Freigabe des Schweizer Franken gegenüber dem Euro im Januar versucht die dänische Zentralbank das gleiche Schicksal für die Dänische Krone zu verhindern, die noch an den Euro gebunden ist, zu einem Kurs von 7,46038 Kronen je Euro. Dies wurde für mich aus folgendem Artikel des TELEGRAPH deutlich:

http://www.telegraph.co.uk/finance/economics/11377404/Denmark-slashes-rates-to-record-low-to-protect-peg-with-euro.html

Es gibt Meinungen im Markt, die davon ausgehen, daß dies nicht wahrscheinlich ist siehe zum Beispiel hier http://forexmagnates.com/danish-krones-peg-euro-solid-think/

Allerdings hat vor der Frankenfreigabe nach meinem Wissen auch fast niemand öffentlich bekundet, daß er aktuell damit rechnen würde, daß dies passiert.

Als Anleger kann man relativ leicht von einer Freigabe profitieren, da nach der Freigabe davon auszugehen ist, daß der Kurs sich sehr deutlich vom jetzigen Niveau entfernt.  Die verlinkte Grafik der COMDIREKT Bank beim Schweizer Franken zeigt dies http://www.comdirect.de/inf/waehrungen/detail/chart.html?ID_NOTATION=8362186&REQUESTED_REDIRECT=CURRENCY#timeSpan=1Y&e&

Aus Anlegersicht besteht der Reiz darin, daß wenn nichts passiert, ich keinen Schaden haben muß, wenn aber die Freigabe erfolgt, ich sehr schnell sehr viel Geld verdienen kann. Der Witz ist sozusagen, daß ich mich knapp unter dem jetzigen Kurskorridor im Devisenmarkt/FOREX-Markt mit einer Stop-Buy Order als Kauf von dänischen Kronen gegen Euros positioniere. Bis dahin muß ich nur Liquidität in der Größenordnung von 5% meines Ordervolumens auf dem Brokerkonto parken. Die Order wird erst ausgelöst, wenn der Kurskorridor durchbrochen wird. Je nachdem, welche Aufwertung ich erwarte, kann ich bereits im Vorwege eine Order öffnen, die die Euros wieder zu einem dann viel günstigeren Kurs zurückkauft. Würde eine ähnliche Kursentwicklung wie bei der Frankenfreigabe erfolgen, ergäbe sich ein Gewinnpotential von bis zu 30% auf das Ordervolumen, bei 5000,- € ein Erstordervolumen von 100.000,- € und ein Gewinnpotential vor Steuern von 30.000,- €. Die Menge des eingesetzen Kaptials wäre direkt proportional zum Gewinnpotential, riskiere ich nur 500€ hätte ich ein Gewinnpotential von 3000,- €, riskiere ich 15000,- Euro, hätte ich ein Gewinnpotential vor Steuern von 90.000,- €.

Als Anleger kann ich verschiedenen künftigen Entwicklungen eine Wahrscheinlichkeit beimessen. Rechne ich zum Beispiel damit, daß die Wahrscheinlichkeit bei 50% liegt, daß die Krone freigegeben wird und 20% aufwertet, und mit 40% damit, daß sie im Zielkorridor bleibt und im schlimmsten Fall mit 10% daß sie sogar 5% abwertet, käme ich auf einen wahrscheinlichkeitsgwichtete Aufwertung der Krone um 8,6%. Es wäre also rational auf diese Aufwertung zu setzen. Selbst wenn ich die Wahrscheinlicheit der Freigabe auf nur 30% ansetze und die Gefahr einer Abwertung auf 5%, wäre es rational auf die Aufwertung zu setzen, da sich nach meiner Rechnung eine wahrscheinlichkeitsgewichtete Aufwertung von 4,85% ergäbe. Da ich davon ausgehe, daß viele Marktteilnehmer rechnen können und zu ähnlichen Wahrscheinlichkeitsbewertungen kommen wie ich, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, daß dies tatsächlich passiert. Es ist sozusagen ein positiver Rückkopplungseffekt. Letztlich liegt das daran, daß ein sehr starkes Ungleichgewicht besteht zwischem dem Risiko einer Kronenabwertung und einer Kronenaufwertung, besonders seit durch die Aufwertung des Frankens um ca. 20% dies für alle so offensichtlich wurde, daß dies eine reale Sache ist und kein theoretisches Hirngespinst.

Risiken, die ich sehe und die man meiner Meinung nach im Blick behalten müsste wären

- das Ganze kann so schnell passieren, daß man sich nicht mehr rechtzeitig entsprechend positionieren kann, weil man zum Beispiel noch über kein Brokerkonto verfügt oder das Anfangskapital nicht mehr schnell genug überweisen kann.

- sich im Vorwege darauf einzustellen, daß man im Erfolgsfall einen Großteil des Gewinns an das Finanzamt abführen muß. Dies kann man denke ich gut akzeptieren, weil man damit etwas Gutes für das Gemeinwesen tut.

- man sollte einen Broker auswählen, der nicht Bankrott geht, bis der Handel abgeschlossen ist. Hilfreich finde ich Broker, die an der Börse gelistet sind, weil man damit an Hand des Kurses die Chance hat den Wissenstand des Marktes zum jeweiligen Broker zu erfahren.

- wenn der Kurs nach der Freigabe sehr schnell sehr massiv aufwertert, kann sehr kurz nach dem Erreichen des Auslösepreises der stop-Kauf-Order der Marktpreis bereits noch höher sein. Die Order muß also so gestaltet sein, daß sie trotzdem ausgeführt wird. Dennoch scheint es mir notwendig hier ein Limit zu setzen um nicht wahllos jeden Preis zu bezahlen. Hier muß also abgewogen werden und es bleibt ein Restrisiko, daß die Order nicht ausgeführt wird und man damit auch keine Gewinne erzielen kann.

- das Riskio, daß nach Durchbrechen des Kurskorridors dies nur ein kurzer Ausreißer war, und die massive Aufwertung doch nicht erfolgt.

 - man sollte entscheiden ob man einen Broker nutzt der die Order an die FOREX weiterleitet. Dies halte ich persönlich für weniger resikoreich als einen Broker zu nutzen, der auf eigene Rechnung traded, also die Gegenposition einnimmt. Dies bedeutet nach meiner Meinung eine ungünstige Vermischung vorn Interessen auf Seiten des Brokers.

Praktisches:

Wer auf die Schnelle kein eigenes Konto bei einem Broker einrichten kann oder sich die technische Umsetzung des Handens nicht zutraut, kann prüfen, ob er/sie diese Handelsstrategie mit einem broker-managed Konto umsetzen kann. Optionsscheine oder Hebelzertifikate auf das Währungspaar Euro - Dänische Krone als Umsetzungsalternative habe ich bisher nicht finden können. Ob Differenzkontrakte/CFDs eine Alternative sind, kann ich nicht beurteilen, da ich damit keine Erfahrung habe.

Hinweis:

Alle hier gemachten Angaben sind ohne Gewähr und können Fehler enthalten.

weitere Artikel zum Thema
http://www.bloombergview.com/articles/2015-01-20/denmark-should-cut-loose-from-euro
http://bilbo.economicoutlook.net/blog/?p=30017