Sonntag, 21. August 2016

Zur Ideengeschichte von Trennung von Kirche und Staat

In der Frankfurter Allgemeine erschien vor kurzem ein Artikel von Rainer Hermann, in dem versucht wurde herauszuarbeiten, was man aus dem westfälischem Frieden (der den 30jährigen Krieg in Europa 1648 beendete) für eine Lösung des Syrienkonfliktes lernen könnte. (Dazu gibt es auch eine Rede von Außenminister Steinmeier https://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Reden/2016/160712-Westfaelischer_Frieden.html ) Eine Erkenntnis war, dass der westfälische Friede neben innovativen Verhandlungslösungen für 3 Hauptprobleme historische Vorgänger hatte ohne die er nicht hätte entstehen können. Diese seien der Augsburger Religionsfrieden von 1555 und der Prager Frieden von 1635. Bei Wikipedia wird zum Augsburger Religionsfrieden https://de.wikipedia.org/wiki/Augsburger_Reichs-_und_Religionsfrieden dann auch eindrücklich beschrieben, dass hier erstmal die Gleichberechtigung zweier Konfessionen (Katholizismus und Protestantismus) festgelegt wurde, ein Prinzip das so zwischen Sunniten und Schiiten politisch bis heute nicht geleistet wurde. Damit wurde die Grundidee geliefert für die Gleichberechtigung verschiedener religiöser Vorstellungen. Dass dies später von christlichen Konfessionen auch auf andere Religionen bzw. den Ateismus ausgeweitet wurde und die religiöse Freiheit von Fürsten und deren Kleinstaaten auf alle in ihnen lebende Individuen ausgeweitet wurden war darin prinzipiell schon angelegt. Verfolgt man wie es zum Augsburger Religionsfrieden kommen konnte, fällt auf, dass dieser kein Automatismus war, sondern dass der damalige Kaiser Karl  V sehr viel versuchte um zur Sicherung seiner Macht die Konfessionen wieder zusammenzuführen und die Monarchie mit universalem Anspruch auf christlicher Basis zu etablieren. Dies ist das gleiche Prinzip wie das des islamischen Kalifats. Religionsfreiheit gibt es hier nicht paritätisch sondern allenfalls als Toleranz gegenüber Minderheiten. Spannend wird es, wenn man schaut, wie es glücklicherweise dazu kam, dass Karl der V scheiterte: Er scheiterte mit dem Augsburger Interim
https://de.wikipedia.org/wiki/Augsburger_Interim , mit dem er die Konfessionen in Glaubens- und Zeremonienfragen wieder zwangsweise zusammenführte, das aber sowohl von katholischen wie auch evangelischen Machthabern und Ständen nicht akzeptiert wurde. Bei Wikipedia wird die Ablehnung des Interims am Beispiel des Jeverlandes beschrieben. Dessen Geistlichkeit lehnte die Autorität des Kaisers in Glaubensfragen ab und verweist dabei auf den Spruch von Jesus "Gebt des Kaisers was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist“. Damit wird Jesus selbst zum Begründer der Laizität, der Trennung von Religion und Staat. Während Jesus es ablehnte machtpolitisch zu wirken und gegen die römische Besatzung zu agieren, war Mohamed nicht nur geistiges Oberhaupt seiner Anhänger sondern wirkte auch viele Jahre als unangefochtener politischer Herrscher. Damit hat es der Islam sehr viel schwerer zu einer Trennung von Staat und Religion zu finden. Mit der Richtung des Sufismus ( siehe zum Beispiel http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/ilija-trojanow-ueber-sufismus-14394753.html ) wie zum Beispiel mit Rumi https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=3231_Dschelal+ed-Din+Rumi

Ich versuchte, ihn zu finden am Kreuz der Christen, aber er war nicht dort. Ich ging zu den Tempeln der Hindus und zu den alten Pagoden, aber ich konnte nirgendwo eine Spur von ihm finden. Ich suchte ihn in den Bergen und Tälern, aber weder in der Höhe noch in der Tiefe sah ich mich imstande, ihn zu finden. Ich ging zur Kaaba in Mekka, aber dort war er auch nicht. Ich befragte die Gelehrten und Philosophen, aber er war jenseits ihres Verstehens. Ich prüfte mein Herz, und dort verweilte er, als ich ihn sah. Er ist nirgends sonst zu finden.


 https://de.wikipedia.org/wiki/Dschal%C4%81l_ad-D%C4%ABn_ar-R%C5%ABm%C4%AB ist ihm das zwar sehr schön gelungen, machtpolitisch spielt der Sufismus aber kaum eine Rolle und wird mitunter von intoleranten islamischen Richtungen politisch verfolgt.


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